Schüler in Chemnitz
1942 in New York
(Foto: © Fred Stein Archive)
1955 im Arbeitszimmer in Grünau
Friedrich Dürrenmatt, Egon Bahr, Stefan Heym in München 1988
(Foto: Ellen Presser)
1989 auf dem Alexanderplatz
1991 in Cambridge
1994 Eröffnungsrede im Bundestag
Gedenkstele in Grünau
(Foto: © www.dein-plan.de)
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10.04.1913
Stefan Heym wird als Helmut Flieg in Chemnitz als ältester Sohn einer jüdischen Kaufmannsfamilie geboren. Er besucht das Chemnitzer Staatsgymnasium.
1932
Flieg muß das Gymnasium wegen des Gedichts "Exportgeschäft" verlassen.
Er macht sein Abitur in Berlin, beginnt ein Studium der Philosophie, Germanistik und Zeitungswissenschaften und schreibt erste Beiträge für Ossietzkys "Weltbühne".
1933
Er emigriert nach Prag und schreibt - zum Schutz seiner Familie unter den Pseudonymen Stefan Heym, Elias Kemp und Gregor Holm - Artikel in deutschsprachigen und tschechoslowakischen Zeitungen.
1935
Sein Vater begeht Selbstmord, andere Familienmitglieder kommen später in den Vernichtungslagern der Nationalsozialisten ums Leben. Heym siedelt in die USA über und studiert an der Universität von Chicago.
1936
Heym beendet sein Studium mit dem Master of Arts über "Atta Troll" von Heinrich Heine.
1937-1939
Heym arbeitet als Chefredakteur der antifaschistischen New Yorker Wochenzeitung "Deutsches Volksecho".
1938-1940
Er ist Mitglied der German-American-Writers-Association.
1942
Heym veröffentlicht seinen ersten Roman "Hostages" (dt.: "Der Fall Glasenapp").
1943
Er wird Soldat der U.S. Army.
1944
Er nimmt als Sergeant für psychologische Kriegsführung bei der 1.Armee in Europa an der Invasion in der Normandie teil, indem er u.a. deutsche Soldaten mit Flugblättern zur Kapitulation auffordert.
1945
Heym ist Mitbegründer und Redakteur der Münchener "Neuen Zeitung". Er wird in die USA rückversetzt und wegen "prokommunistischer" Haltung aus der Armee entlassen.
1948
Er veröffentlicht den Kriegsroman "The Crusaders" (dt.: "Kreuzfahrer von heute"), der ein Weltbestseller wird.
1952
Er gibt aus Protest gegen den Koreakrieg der US-Regierung alle militärischen Auszeichnungen zurück und verläßt die USA. Er geht zunächst über Warschau nach Prag und siedelt dann in die DDR über.
1953-56
Heym schreibt Kolumnen für die "Berliner Zeitung", bis diese der Regierung unbequem werden.
1953
Er wird Mitglied des PEN-Zentrums Ost und West.
Heym schreibt nach den Ereignissen des 17.Juni den Roman "Der Tag X", der nicht veröffentlicht wird. Er beginnt als "kritischer Marxist" die Auseinandersetzung mit dem DDR-Regime zu suchen, das nach seiner Auffassung "den Sozialismus zu einem Zerrbild der Idee entstellt". Heym, der sich nie als Gegner, sondern als Kritiker des Regimes verstand, tritt keiner Partei bei.
Er wird mit dem Heinrich-Mann-Preis ausgezeichnet.
1954
Heym wird Mitglied des Vorstands des Deutschen Schriftstellerverbandes.
1956
Es kommt zu Auseinandersetzungen über die Kulturpolitik der Regierung, u.a. mit Walter Ulbricht auf dem IV. Schriftsteller-Kongreß. Der Roman "Der Tag X" wird verboten.
Heym bekommt den Literaturpreis des FDGB I. Klasse und die Franz-Mehring-Ehrennadel
1959
Heym wird mit dem Nationalpreis 2. Klasse der DDR ausgezeichnet und erhält die Ehrenmedaille der Stadt Chemnitz.
Auf dem 11. Plenum der SED kommt es zu Angriffen gegen Heym und andere Schriftsteller und Künstler.
1969
Heym wird wegen der Veröffentlichung des Romans "Lassalle" in der Bundesrepublik ohne Genehmigung des Urheberrechtsbüros zu einer Geldstrafe verklagt.
1976
Heym, der die meisten seiner Bücher im Westen drucken lassen muß, avanciert dort zum meistgelesenen DDR-Autor.
Heym ist Mitunterzeichner der Protesterklärung gegen die Ausbürgerung Wolf Biermanns.
1979
Der Roman "Collin" erscheint in der Bundesrepublik. Er stellt eine Abrechnung mit der stalinistischen DDR-Vergangenheit und ihrer Verdrängung dar und wird von der DDR-Zensur abgelehnt. Es folgt eine Verurteilung wegen der Veröffentlichung in der Bundesrepublik ohne Genehmigung des Urheberrechtsbüros. Heym wird aus dem DDR-Schriftstellerverband ausgeschlossen.
1981
Heym spricht beim deutsch-deutschen Schriftstellertreffen im niederländischen Scheveningen über die Friedensbewegung in Ost und West. Die deutsche Wiedervereinigung hält er für "möglich und naturgegeben".
18.09.1989
Heym gehört zu den Initiatoren der Resolution "Für unser Land" Die Resolution wird zunächst illegal veröffentlicht und dann offiziell am 18.10.1989 in der Zeitung der LDPD "Der Morgen".
04.11.1989
Bei der Kundgebung auf dem Ost-Berliner Alexanderplatz wird Heym von den Demonstranten emphatisch begrüßt, als er eine Rede über "den neuen, den besseren Sozialismus in der DDR" hält.
Nach der Maueröffnung tritt Heym, angewidert vom "Kaufrausch der Massen aus der DDR", in dem er eine "würdelose Jagd nach dem glitzernden Tinnef" sieht, für eine sozialistische Alternative zur Bundesrepublik ein.
1990
Heym wird Ehrendoktor der Universität Bern und erhält den Gutenberg-Preis "Le Grand Livre de Mois"
1991
Heym wird Ehrendoktor der Universität Cambridge.
1992
Heym ist Mitbegründer des "Komitees für Gerechtigkeit" und hofft vergeblich, daß sich daraus eine neue Partei gründen ließe, die den Ostdeutschen eine Stimme geben könnte.
Er erhält den Kunst- und Kulturpreis "Chemnitzer Ernst", gestiftet von der Bürgerinitiative "Kunst und Kultur".
1993
Heym wird Ehrenpräsident des Deutschen PEN-Zentrums Ost und wird für sein Engagement gegen Rassismus und Xenophobie als erster deutscher Schriftsteller mit dem Jerusalem-Preis für Literatur ausgezeichnet.
1994
Heym schenkt sein Privatarchiv der Universität Cambridge.
Für die Bundestagswahl läßt sich Heym von der PDS als Kandidat des Wahlkreises Berlin Mitte/ Prenzlauer Berg gewinnen. Nach monatelangem Zögern begründet er diesen Schritt damit, daß in der PDS ein "Prozeß innerer Wandlung" erkennbar sei, die "westdeutsche Politikerkaste" ihn dagegen "politikverdrossen" mache. Einen Eintritt in die Partei lehnt er allerdings ab.
Heym gewinnt das Direktmandat und zieht für die PDS in den Bundestag ein.
Als Alterspräsident hält er im November die Eröffnungsrede im Bundestag, der die CDU/CSU-Fraktion (außer Rita Süssmuth) demonstrativ den Applaus versagt.
1995
Heym tritt aus Protest gegen den Beschluß des Deutschen Bundestages für eine Diätenerhöhung von seinem Mandat zurück.
1997
Heym gehört zu den 34 Politikern, Gewerkschaftern, Schriftstellern, Künstlern und Theologen, die in der "Erfurter Erklärung" ein Linksbündnis von SPD und Bündnis 90/Die Grünen ohne Ausgrenzung der PDS fordern, um die Bundesregierung 1998 abzulösen. Es ist ein Aufruf zu sozialer Demokratie und politischem Wechsel.
2000 Heym erhält die Friedensmedaille der IPPNW (Ärzte für Frieden und soziale Verantwortung)
2001 Er wird Ehrenbürger der Stadt Chemnitz
16.12.2001
Heym stirbt in Israel an Herzversagen.
15.12.2006
Ein Stefan-Heym-Kabinett wird in der Stefan-Heym-Bibliothek Adlershof eingerichtet.
Seit 2008
Der Internationale Stefan-Heym-Preis wird an herausragende Autoren und Publizisten vergeben.
2009
Die Stefan-Heym-Gesellschaft wird in Chemnitz eingerichtet zur Pflege und Verbreitung von Heyms literarischem Nachlaß.
06.06.2009
Eine Gedenkstele wird in Grünau eingeweiht.
QUELLEN
Frau Inge Heym, Berlin
Stefan-Heym-Bibliothek, Berlin
Dr. Irmgard Zündorf auf LeMO |